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Ein Jahr Jugendsuchtberatung "Be You Again – Jugend Sucht Beratung"

Am 1. November 2021 startete das neue Angebot der Jugend-Sucht-Beratung an der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern Rottal-Inn. Unter dem Motto „Be You Again" können sich Betroffene und Angehörige seitdem an die Beratungsstelle wenden, um Infos, Beratung oder Hilfen zum Thema Sucht im Jugendalter zu bekommen. Die neue Stelle berät bei Fragen zu Drogen, Alkohol, Medikamenten, Zigaretten, Umgang mit digitalen Medien, Glücksspiel, Essstörungen, Porno- oder Sexsucht etc.

Um junge Leute, die von Suchtthemen betroffen sind, möglichst gut zu erreichen, wurden Info-Postkarten und Plakate gestaltet, auf denen sowohl stoffliche als auch nicht-stoffliche Abhängigkeiten (wie Mediensucht) dargestellt sind. Die Plakate hängen inzwischen u.a. in den Schulen des Landkreises.

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Plakat "Süchte gibt es Viele" – Design: A. Nuißl, I. Hilt

Im vergangenen ersten Jahr nahmen 70 Menschen das neue Angebot der Jugendsuchtberatung an der Beratungsstelle wahr. Darunter waren Jugendliche und junge Erwachsene, die selbst betroffen waren oder Angehörige, Freunde, Lehrer*innen, Jugendsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen, die sich in diesem Zusammenhang Sorgen um betroffene junge Menschen in ihrem Umfeld machten. Darüber hinaus holten sich Mitarbeiter*innen anderer sozialer bzw. medizinischer Einrichtungen Rat, Informationen und Hilfen zum Thema ein. Auch bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden Jugendliche vom Gericht an unsere Beratungsstelle geschickt.

Im Jahr 2022 wurde das Angebot von 56 Familien wahrgenommen. Dabei ging es in 40 Fällen um den Konsum psychoaktiver Substanzen (Alkohol und andere Drogen) und bei 16 Familien um stoffungebundene Abhängigkeiten wie dem übermäßigen Konsum digitaler Medien, Essstörungen usw. 13 Personen suchten uns als Angehörige von Betroffenen auf. 27 Jugendliche und junge Erwachsene wurden vom Gericht zu uns geschickt. Drei dieser jungen Erwachsenen nehmen auch nach Erfüllung der richterlichen Auflage die Beratung weiterhin gerne in Anspruch.

Ein wichtiger Aufgabenbereich der Jugendsuchtberatung ist die Suchtprävention. Auch hier konnte 2022 viel geleistet werden. Der „Arbeitskreis Sucht", der die Schaffung der Stelle für eine Jugendsuchtberatung angeregt hatte, kam zu weiteren Sitzungen im Landratsamt Pfarrkirchen zusammen, und ein neuer Arbeitskreis zum Thema Suchtprävention wurde gegründet. Der neue Arbeitskreis hat das Ziel, ein Konzept zur Suchtprävention für den ganzen Landkreis zu erarbeiten, als Handreichung für alle, die im Sozialwesen tätig sind - vom Kindergarten über die Flüchtlingshilfe bis zum Seniorenheim. Das Konzept soll aufzeigen, welche Anlaufstellen für Hilfen es in unserem Landkreis bei Suchtproblemen gibt, und wie deren Angebote aussehen. Weiterhin soll es das Personal in den jeweiligen Einrichtungen sensibilisieren, den Blick schärfen und die nötige Kompetenz vermitteln, um bei einer eventuellen Suchtproblematik richtig reagieren zu können.

2022 fanden die ersten Aktionstage zum Thema Suchtprävention an der Realschule und dem Gymnasium Eggenfelden statt. Großes Ziel dieser Workshops an den Schulen ist es, den Jugendlichen die Hürde zu erleichtern, sich an der Beratungsstelle zu diesem und anderen Anliegen Hilfe zu suchen und gegebenenfalls das Angebot an andere Jugendliche weiterzuempfehlen. Im Zuge dessen wird auf die offenen Sprechstunden und den Chat hingewiesen, welche den jungen Menschen ermöglichen, ohne einen Termin, schnell, unkompliziert, vertraulich und anonym Hilfe zu bekommen.

Die Workshops sind thematisch an der Lebenswelt und den Fragen der Jugendlichen orientiert. Es bleibt viel Raum für eine Diskussion, was in der Regel gut angenommen wird. So werden beispielsweise Fragen zu Substanzen gestellt, mit denen Jugendliche aktuell in Berührung gekommen sind: Was wissen sie schon darüber? Was wissen sie noch nicht? Worum handelt es sich bei der Substanz? Wie wirkt sie? Welche realen Gefahren können damit verbunden sein und welche Langzeitfolgen kann der Konsum mit sich bringen?

Die Diskussion konnte weiterhin mit Hilfe von „Behauptungskarten" zu Fragen aus dem Betäubungsmittelrecht angeregt werden. Jeder Schüler/ jede Schülerin durfte sich ein bis zwei Karten aussuchen und dann auf die Richtigkeit der Behauptung eingehen. So wurde die rechtliche Seite der Suchtproblematik greifbarer. Sie rückte näher an die Lebenswelt der Jugendlichen und deren eigene Erfahrungen heran und konnte deshalb leichter aufgenommen werden. Häufig stellte sich dabei heraus, dass das Wissen über Sanktionierung und strafrechtliche Konsequenzen in diesem Zusammenhang nicht so umfangreich war, wie man vielleicht vermutet hätte.

Darüber hinaus wurde über die Gefahren von sogenannten „Legal Highs" informiert und über Gefahren, die mit dem Konsum von gestrecktem Cannabis und synthetischen Cannabinoiden im Allgemeinen einhergehen. Jugendliche, die sich trotz Warnungen, Verboten, Strafverfolgung und Stigmatisierung nicht vom Konsum abbringen lassen, bekommen so Informationen, die ihnen helfen können, die Risiken des Konsums zu minimieren (Stichwort: „Safer Use") sowie Informationen darüber, was man beim Konsum beachten sollte, um sich zu schützen.

Im Januar und Februar 2023 haben bereits fünf Workshops an mehreren Schulen im Landkreis stattgefunden. Zusammen mit den Organisatoren, den Streetworker*innen Rottal-Inn, haben diese Präventionstage an den Berufsschulen Pfarrkirchen und Eggenfelden stattgefunden, an der Mittelschule Pfarrkirchen und der Realschule Eggenfelden.

Insgesamt blickt die Beratungsstelle auf ein erfolgreiches erstes Jahr des neuen Angebotes zurück und freut sich auf weitere Herausforderungen, die das Jahr 2023 in Sachen Jugendsucht­beratung mit sich bringen wird.